Das Glas: Der Körper der Erinnerung 

Das Glas; fließend und weich, zerbrechlich und scharf, stabil und stark, lässt uns durch seine Materialität mit unseren Gedanken spielen.  

Das Werk und seine Bedeutung verwandeln sich innerhalb der Kontexte, die sich mit der Zeit als wichtiger rausstellen, für einen gewissen Zeitpunkt. Was als Annäherung an das Material und seine Eigenschaften angefangen hat, hat sich zum Ausgangspunkt für bewusste Begegnungen entwickelt. Begegnen können wir mit Offenheit und Aufmerksamkeit anderen Menschen wie auch Dingen oder Atmosphären. Ein getrenntes Zusammen, das wir Miteinander erschaffen und durch unsere Erfahrungen prägen, nehme ich als eine unvermeidliche Verbundenheit wahr, als eine komplexe Welt bestehend aus Beziehungen. Das Glas stellt damit einen Ausgangspunkt dar.  

Die langfristige Auseinandersetzung mit einer repetitiven Tätigkeit, den sich wiederholenden Begegnungen, wie auch Bewegungen, die ich ausführen muss, um das Glas zu erschaffen, verursacht eine bewusste Dekonstruktion der eigenen Perspektive. Die krampfartige Spannung im Körper, die durch eine physische starre Tätigkeit entsteht, wird zu einem meditativen Prozess, der den Krampf in Entspannung verwandelt. Ich sehe mich in der Position des Betrachtens des eigenen Selbst. Das Schauen ermöglicht mir das Entdecken:

Du scheinst den Schutz anzubieten, doch verhüllst du gleichzeitig; meine Sicht, den Blick auf mich. Ich stehe zwischen den Entscheidungen mich auf dich einzulassen und mich vor dir zu schützen. Du zerbrichst mir teilweise in meinen Händen, immer wieder bekomme ich den Klang der Zerbrechlichkeit zu hören. Wie Wasser fließt du auf meiner Haut, verwandelst sie in eine funkelnde Oberfläche. Die Begegnung prägt den Moment. Das Vertrauen und die Angst vor der Zerbrechlichkeit und Verletzlichkeit. Aber wenn ich es geschaffen habe mich auf dich einzulassen und dir zu begegnen, können wir zusammen den Moment zu etwas machen, was nur für uns da ist. Du bist das Glas, das mir zwischen den Fingern zerrinnt. 

Und somit auch die Begegnung; das zwischenmenschliche Vertrauen und (De-)Konstruktion der eigenen Ansichten und Möglichkeiten, die uns innerhalb von unseren Entscheidungsvermögen zur Verfügung stehen.

temporäre Installation

Borosilikatglas, Fotografien, Vidoe

März 2025

Video/Sound

00:02:05

no postproduction

link zum Video

Photos by: Michaela Tkadleček

zum Beginn des einmonatigen AiR Aufenthaltes in Lauscha

Kulturkollektiv Goetheschule

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